Fiktion und Wirklichkeit bei den MiNiS – Geschichten

Sämtliche Fälle sind zwar, ebenso wie die handelnden Personen, frei erfunden, aber es liegt jedem Fall mindestens ein wahres Element zugrunde, das ich entweder selbst erlebt habe, oder das mir zumindest berichtet wurde. Die den Geschichten zugrunde liegenden Ereignisse sind allerdings in unterschiedlichen Pfarreien in der Schweiz oder sogar in Stuttgart geschehen und nicht in einer einzigen. Das muss nicht immer der Kriminalfall sein, ist es aber häufig. Die Lösungen der Fälle sind allerdings sämtlich meiner Fantasie entsprungen. Viele Geschehnisse wurden in der Realität gar nicht geklärt.

Kaffalterbach und Waldfelden

gibt es nicht wirklich. Die Orte sind frei erfunden, allerdings wurden insbesondere das Pfarreizentrum und das Pfarrhaus in Kaffalterbach, sowie Kirche und Chilehuus in Waldfelden samt dem Fünfecktisch davor dem tatsächlichen Aussehen der Gebäude meiner damaligen Pfarrei nachempfunden, es gibt aber auch Abweichungen.
Was aber ist nun wahr an den einzelnen Fällen?

Fall 1: Das aufgebrochene Opferkässchen: Der Klassiker, immer wieder musste ich erleben, dass in meinen Pfarreien der Opferstock oder die Kerzenkasse aufgebrochen wurde, sei es in meiner Heimatpfarrei in Stuttgart, als ich noch selbst Ministrant war, sei es in einer Pfarrei, in der ich später als Pastoralassistent gearbeitet habe. Viele Kirchen, insbesondere die mit höherem Geldaufkommen, leeren die Kassen deswegen mittlerweile sogar täglich, um möglichen Dieben den Anreiz zu nehmen, denn der Sachschaden ist höher als die Beute.

Fall 2: Das verschwundene Kreuz: Vor einigen Jahren fehlte in meiner damaligen Pfarrei unmittelbar vor der Erstkommunion tatsächlich ein Erstkommunionkreuz. Die Kreuze waren nach Fertigstellung im Stuhllager des Pfarreisaals in Körben aufbewahrt worden. Die Suche danach blieb vergeblich. Dem Kind musste tatsächlich das Anschauungskreuz übergeben werden. Erst ein Jahr später klärte sich der Fall auf, als das Stuhllager für eine Großveranstaltung komplett geleert wurde. Dabei fand sich das Kreuz weit hinten auf dem Boden. Es war zwischen den Stühlen auf den Boden gefallen.

Fall 3: Die verschwundene Madonna: Die in der Geschichte gestohlenen Bilder befinden sich tatsächlich im Kunsthaus in Zürich, wurden aber nicht gestohlen. Wahr ist vielmehr, dass die Madonna damals zur selben Zeit, als ich die Geschichte verfasste, in Restauration gegeben wurde, was mich zu dieser Erzählung inspiriert hat.

Fall 4: Einbruch im Pfarrhaus: Der Fall ist echt. Dies ist vor einigen Jahren im Hauptort meiner damaligen Pfarrei passiert. Selbst die in der Geschichte gestohlene Beute wurde von mir weitgehend korrekt beschrieben, ebenso die Räume, in die die Täter eingedrungen sind. Ausgerechnet das Sekretariat war nicht darunter. Man vermutete, dass die Einbrecher gestört wurden und daher vorzeitig die Flucht antraten. Frei erfunden ist dagegen die Lösung des Falls. Meines Wissens wurden die Täter nie gefasst.

Fall 5: Raub beim Gottesdienst: Auch dieser Fall hat einen wahren Hintergrund im Hauptort derselben Pfarrei, war aber längst nicht so dramatisch wie in der Erzählung hier. Der Fall ereignete sich vor meiner Zeit dort. Während des Gottesdienstes kamen zwei Männer und ließen die Kollektenkörbchen durch die Reihen gehen. Die Menschen warfen Geld hinein, ehe jemand realisierte, dass da etwas nicht stimmen konnte. Als die Täter darauf angesprochen wurden, was sie denn da machten, ergriffen sie die Flucht.

Fall 6: Der verschwundene Schlüsselbund: Der Fall ist ebenfalls wahr. Nach dem Religionsunterricht war plötzlich der Schlüsselbund einer Katechetin mit all ihren Schlüsseln daran verschwunden. Unsere Suche danach blieb vergeblich. Ob der Schlüsselbund jemals wieder aufgetaucht ist, entzieht sich meiner Kenntnis, ebenso, was mit ihm geschehen ist.

Fall 7: Der Feuerteufel: Das Ereignis, das diesem Fall zugrunde liegt, war längst nicht so dramatisch. Jemand hatte eine brennende Kerze in das Zwischenfach des Beistelltischchens bei der Madonna gestellt und damit ein Brandloch verursacht.

Fall 8: (K)eine schöne Bescherung: Dieser Fall war auch in der Realität recht dramatisch. Er ereignete sich 2012 in Stuttgart gleich in doppelter Hinsicht. Innerhalb kurzer Zeit wurden zunächst in meiner Heimatpfarrei in Stuttgart während des Weihnachtsgottesdienstes einer fremdsprachigen Gemeinde einige in der Kinderkapelle deponierte Taschen unbemerkt ausgeraubt. Kurze Zeit später geschah in der etwa 15 Minuten zu Fuß entfernten evangelischen Kirche während des Krippenspiels dasselbe. Dort waren – wie in der Erzählung – die Taschen der Mitwirkenden des Krippenspiels betroffen.
Das beschriebene Krippenspiel in der Geschichte gibt es übrigens wirklich. Ich habe es im Laufe der Jahre in jeweils angepassten Versionen in mehreren Pfarreien aufgeführt. Der Autor des Stücks bin natürlich ich selbst.

Fall 9: Die doppelten Sternsinger: Der Fall ist gleich doppelt wahr. Einerseits stimmt das, was Inas Mutter über die falschen Sternsinger in Stuttgart erzählt. Dies geschah in meiner Jugend. Der eigentliche Fall aber geht auf Geschehnisse viele Jahre früher als die anderen zurück und geschah von daher auch in einer anderen Pfarrei. Damals war ich mit einer Sternsingergruppe in einer Außensiedlung eines Dorfes unterwegs, wo wir feststellen mussten, dass eine unbekannte Sternsingertruppe bereits tags zuvor da gewesen war. Auch wir wurden zum Teil sehr unfreundlich empfangen und wieder weggeschickt, wenn auch nicht so extrem wie in der Geschichte. Der Fall klärte sich allerdings noch auf der Tour selbst. Denn, anders als in der Geschichte, trafen wir den Sakristan der Pfarrei aus dem Nachbarort an, der uns berichtete, dass sein Chef (der Pfarrer) ihn mit Sternsingern seiner Pfarrei besucht und dann gleich die ganze Siedlung abgegrast hatte. Besonders pikant: Diese Nachbarpfarrei gehörte auch noch zu einem anderen Bistum. Für meine Sternsinger, deutlich jünger als die MiNiS und zum Teil das erste Mal unterwegs, war das Erlebnis sehr unschön. Die Enttäuschung war riesig. Als ich mich allerdings bei jenem Pfarrer aus dem Nachbarbistum beschwerte, lachte mich dieser, wie in der Geschichte Frau Pfyffer, einfach nur aus.

Fall 10: Taschendiebe beim Ritterturnier: Hier ist nicht der Fall wahr, sondern der Ministrantenausflug zum Ritterturnier in Schaffhausen. Fast alles, was ich über die Aktivitäten und Stände der Reenactment-Gruppe Company of Saynt George und den Verlauf des Ritterturniers erzähle, entspricht der Wahrheit. Es gab sogar einen Lederer, dessen Sohn die ausgestellten Gegenstände am Stand erklärte. Das war es aber auch schon an Wahrheit. Sämtliche Gespräche und Interaktionen, die ich den agierenden Personen zuschreibe, sind frei erfunden.

Fall 11: Verschwunden: Der wahre Hintergrund ereignete sich wieder im Filialort der Pfarrei, in dem die ersten Fälle spielten. Als ich eines Abends in meiner damaligen Dienstwohnung im Chilehuus am Computer saß, bemerkte ich plötzlich, dass in der benachbarten Kirche ständig das Licht an und ausgemacht wurde. Daraufhin schaute ich nach. Tatsächlich war ein mir unbekannter Mann in der Kirche eingeschlossen, der angab, sich zum Gebet in die Kirche begeben zu haben, ohne Licht zu machen, und dann eingeschlossen worden zu sein. Auch er machte sich nicht mit Rufen bemerkbar und befand sich wohl mehrere Stunden in der Kirche. Ob er allerdings tatsächlich vorhatte, zu beten, oder ursprünglich ganz andere Absichten dahintersteckten, entzieht sich meiner Kenntnis.

Fall 12: Stups ist weg: Der Kern dieser Geschichte ereignete sich wieder im Hauptort der Pfarrei. Beide Hundeerzählungen sind im Prinzip wahr. Der Hund einer Kollegin kam tatsächlich mit einer CD mit dem Titel Streicheln aus dem Büro eines Paters. Der Versprecher mit den beiden Namen ist aber nicht einer Ministrantin, sondern mir passiert. An einem anderen Tag hatte sich tatsächlich der Hund einer Pfarreisekretärin unbemerkt in einen Schiebeschrank begeben und wurde versehentlich darin eingeschlossen. Wir haben das ganze Pfarrhaus abgesucht, bis jemand endlich die Schnarchgeräusche aus dem Schrank hörte.

Fall 13: Die MiNiS jagen die Kirchenräuber: Hier ist eigentlich mit am wenigsten wahr. Vor vielen Jahren habe ich einmal ein Ministrantenlager im Casa Parrocchiale in Aurigeno im Tessin, dem ehemaligen Pfarrhaus, durchgeführt. Das war es auch schon so ziemlich. Das Pfarrhaus sieht nicht so aus, wie beschrieben, ich habe die tatsächlichen örtlichen Gegebenheiten meiner Geschichte angepasst. Die Kirche San Bartolomeo enthält einen Tabernakel mit einer Tür, die von Giovanni Antonio Vanoni gestaltet wurde. Ich habe die Kirche nie von innen gesehen, da sie abgeschlossen war. Ansonsten entspricht lediglich der halbverweste Salamander, der auf dem Lagerhausgelände gefunden wurde, der Realität.

Die MiNiS – Girls Only – Geschichten haben leider überhaupt keinen wahren Kern.